Von der Idee zum Produkt: Wie gelingt der Forschungstransfer?
Das Ruhrgebiet verfügt über eine Reihe exzellenter Forschungseinrichtungen, Exzellenzcluster, Sonderforschungsbereiche an den Hochschulen und außeruniversitärer Institute. Die durch die Digitalisierung ausgelösten Disruptionen geben Themen wie Transfer und Start-ups eine neue Qualität und Aktualität.
Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart und Co-Moderatorin Prof. Dr. Martina Havenith-Newen diskutieren im Themenforum "Von der Idee zum Produkt – Wie gelingt der Transfer aus der Forschung in Start-ups?", wie sich das große Transferpotenzial im Ruhrgebiet ausschöpfen lässt. Für Prof. Dr. Andreas Pinkwart hat das Thema hohe Priorität: „Die Zukunft der Ruhrregion wird noch stärker als bisher davon abhängen, die exzellente Grundlagenforschung schneller in konkrete Produkte zu überführen und diese weltweit zu vertreiben. Hierfür brauchen wir mehr Unternehmertum, wie es am Spitzencluster RESOLV der Ruhr-Universität unter Leitung der international renommierten Wissenschaftlerin Professorin Martina Havenith-Newen vorgemacht wird. Im engen Zusammenwirken von Wissenschaft und Wirtschaft ebnet sie ihren Forscherinnen und Forschern den Weg, aus spannenden Ideen attraktive Produkte zu machen. Dieses Wissen möchten wir gerne mit anderen in der Region teilen.“
Forschungsexzellenz im Ruhrgebiet verdient Aufmerksamkeit
Das Ruhrgebiet verfügt über eine ausgeprägte Forschungsexzellenz. Hierfür das Bewusstsein zu stärken, auch durch bundesweite und internationale Aufmerksamkeit, ist Ziel dieses Themenforums. Gleichzeitig sollen zudem Wissenschaft, Wirtschaft, Kapitalgeber und Politik für das große Transfer- und Ausgründungspotenzial sensibilisiert werden. Mit Hilfe von „best-practice“ Beispielen, die sich auf fachspezifische Transfer- und Ausgründungsaktivitäten im Ruhrgebiet und von ausgewählten Hochschulen im Ausland beziehen, sollen Erfolgsbedingungen für Hightech-Start-ups herausgearbeitet und auf das Ruhrgebiet übertragen werden.
Im Themenforum werden die zentralen Akteure aus Wissenschaft, Venture Capital-Fonds, Kommunalpolitik, Kammern und Verbänden vernetzt. Gemeinsam sollen sie transferfähige Projekte erarbeiten, die in Zusammenarbeit mit der Landesregierung umgesetzt werden.
Aufbau und Ergebnisse der Veranstaltungen
Wie kann das beträchtliche Transfer- und Ausgründungspotenzial der Metropolregion Ruhr noch besser für Start-ups genutzt werden? Welche Möglichkeiten und Anknüpfungspunkte bietet die Forschungsexzellenz in der Region bei der Umsetzung konkreter Projekte und Geschäftsideen? Diese und weitere Fragen diskutierte Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart bei der Auftaktveranstaltung des Themenforums am 6. März 2019 auf dem G-Data Campus in Bochum. Gemeinsam mit Co-Moderatorin Prof. Dr. Martina Havenith-Newen, Professorin für Physikalische Chemie an der Ruhr-Universität Bochum und Sprecherin des Exzellenzclusters RESOLV, sowie rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ging es auch darum, wie sich das Umfeld für wissens- und technologieintensive Gründungen weiter verbessern lässt. In Vorträgen und Diskussionen wurden Erfolgsbedingungen von Ausgründungen herausgestellt und erste Ideen entwickelt, die Ausgründungen aus der Forschung und den Wissenstransfer in die Wirtschaftspraxis beflügeln. Dabei lag der Fokus auf Technologiebereichen, die aufgrund ihrer infrastrukturellen Voraussetzungen einer spezifischen Unterstützung bedürfen - wie etwa in der Chemie, IT-Security, Logistik und dem Maschinenbau.
Mit Anreizen zu Gründungen motivieren
In vielen Fachbereichen der Hochschulen ist der Status „GründerIn“ bisher noch wenig etabliert und noch nicht ausreichend wertgeschätzt: Positive Rollenbilder im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich können die Gründungskultur beleben und zu Gründungen aus Hochschulen heraus motivieren.
Anlaufstellen, die intensive Unterstützung im Gründungsprozess anbieten oder einen leicht zugänglichen Austausch zur regionalen Wirtschaft und Finanzierungsgebern ermöglichen, sind ein wichtiger Baustein, um den Transfer aus der Forschung in die wirtschaftliche Praxis zu stärken. In der Metropolregion Ruhr gibt es bereits viele gute Ansätze (Acceleratoren, Inkubatoren, Technologie- und Gründerzentren, Ruhr Hub, Gründerfonds, Initiativkreis Ruhr etc.) getragen vom Staat, der Wirtschaft und den Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Wichtig ist es deshalb, die Kooperation über Stadtgrenzen hinaus auszuweiten und ein Lernen von den Besten innerhalb wie außerhalb des Ruhrgebiets zu organisieren.
Forschungsintensive Gründungen (z.B. aus der Chemie) stellen spezielle Anforderungen, zum Beispiel an eine fachspezifische Infrastruktur. Die Ruhr-Universität Bochum hat sich in Kooperation mit der Chemieindustrie und anderen Hochschulen der Metropole Ruhr in einem Projekt vorgenommen, Gründerinnen und Gründern im Ruhrgebiet hierzu leichtere Zugänge zu verschaffen. Auch die Patentverwertung bei Ausgründungen aus Hochschulen stellt einen potenziellen Engpass dar, weil es häufig zu Uneinigkeiten zwischen Hochschulen und Gründern kommt.
Die Chemie stimmt, menschlich und molekular
Die Ergebnisse der Auftaktveranstaltung und die bis zum Sommer entwickelten Projekte und Leitprojekte bilden die Grundlage für die zweite Veranstaltung: Am 06. September 2019 findet eine internationale Konferenz im Museum Küppersmühle und dem Startport im Duisburger Innenhafen statt. Wirtschaftsminister Prof. Dr. Pinkwart und Prof. Havenith-Newen werden hierzu neben ausgewiesenen Experten aus den USA, Israel und dem europäischen Ausland weitere Vertreter aus Wirtschaft, Venture Capital-Fonds, Hochschulen, Kommunalpolitik und ausgewählten Medien empfangen. Das Ziel hat Prof. Dr. Martina Havenith-Newen, Sprecherin des Exzellenzclusters RESOLV, bereits klar anvisiert: „Wir haben in den letzten zehn Jahren in zahlreichen Wettbewerben bewiesen, dass die chemische Forschung im Ruhrgebiet im nationalen und internationalen Vergleich eine Spitzenstellung einnimmt. Jetzt ist es Zeit für den nächsten Schritt: Wir möchten den Transfer von Innovationen aus der Grundlagenforschung in die Anwendung ausbauen. Unser Ziel ist es, Studierenden und DoktorandInnen mit Gründergeist bereits im Studium ein optimales Umfeld für die Verwirklichung ihrer Idee bis hin zum Produkt zu bieten. Von der Ruhr-Konferenz verspreche ich mir einen wesentlichen Input für die bestmögliche Umsetzung einer solchen Idee im Rahmen eines Startercenters Chemie 4.0 in Bochum.“